Gesine von Häfen

Gesine von Häfen

25.07.2014
Erstellt von Nordwest Zeitung
Angelegt am 25.07.2014
2.278 Besuche

Neueste Einträge (2)

Dank Willy Brandt zum eigenen Auto gekommen

24.07.2014 um 22:30 Uhr von Nordwest


Gesine von Häfen ist  100 Jahre alt – Latschenkiefer gegen kleine Wehwehchen
 
100 Jahre alt wird an diesem Freitag Gesine von Häfen. „Die Augen und Ohren wollen nicht mehr so gut“, meinte sie, aber erzählen kann sie gut. Und zu erzählen hat sie viel aus ihrem hundertjährigem Leben.

 

Am 25. Juli 1914 wurde sie als Gesine Bartels in Heglitz bei Wittmund geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf.
Zur Schule lief sie in Holzschuhen nach Augustfehn. Es gab nur eine Klasse, in der alle Jahrgänge zusammen unterrichtet wurde „von so’n komischen Lehrer, der uns Kinder oft vergrellt hat“, ist ihr in Erinnerung geblieben.

 

Später zog die Familie nach Godensholt, beim Umzug hatte Gesine fleißig mitgeholfen. „Mein Bruder lief mit Kuh und Kalb und ich führte das Schaf. Das war ein ganzes Ende“.

 

Nach der Schule war Gartenarbeit und Viehversorgung angesagt. Zum Spielen blieb kaum Zeit. „Wir hatten ja kaum Spielzeug, manchmal haben wir mit Scherben im Sand gespielt“, erzählt die rüstige Dame.

 

Nach der Schule begann Gesine als Hilfe in einem Kolonialwarengeschäft. Dort hat sie sich das tägliche Teetrinken angewöhnt. Morgens wurde  der Rahm abgeschöpft und es gab  Tee mit Sahne und Kluntjes.


Ein weiterer Umzug brachte die Familie im Jahr 1935 nach Neuenwege, und Gesine arbeitete in verschiedenen Gastwirtschaften, so bei „Dietrich Cordes“, „Zum Amtsgericht“ oder auch im „Haus am Meer“ in Bad Zwischenahn.

 

Eines Tages gab es auf ihrem Heimweg ein heftiges Gewitter, sie hatte Angst und stellte sich unter. Da kam der Sohn des Schmieds aus der Nachbarschaft, Johann-Dietrich von Häfen, vorbei, tröstete die junge Frau und brachte sie heim. Dieser ersten Begegnung folgten weitere, beide verliebten sich und heirateten 1938. Bald kam ein Sohn zur Welt und der junge Vater musste in den Krieg. Als Verwundeter  bekam er Heimaturlaub und so wurde mitten im Krieg eine Tochter geboren.

 

Fortan kümmerte sich Gesine um die Kinder, das Vieh und den großen Selbstversorgergarten, während ihr Mann das Flink-Motorenwerk mit aufbaute. „Manchmal habe ich auch im benachbarten Kaffeehaus ,Zum Herrenneuen’ geholfen, da gab es 50 Pfennig pro Stunde“, wusste sie noch. In den 60er Jahren ging es mit der Familie wirtschaftlich aufwärts, Waschmaschine und Fernsehgerät kamen ins Haus und manchmal ging es in die Berge, nach Österreich. „Unser erstes Auto verdanken wir Willy Brandt. Der sprach mal in Varel, und mein Mann fand das langweilig. Er ging lieber zwei Lose kaufen und wir hatten Glück“, freut sich die Seniorin heute noch.

 

Neben Busreisen liebte das Ehepaar die geselligen Kegelrunden mit der Nachbarschaft. 1997 starb ihr Mann. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Nutzgarten, „aus dem ich kaum rauszukriegen war“, immer kleiner und die Enten, Hühner und Gänse immer weniger.

 

Seit drei Jahren lebt Gesine von Häfen im Altenheim Langendamm. „Hier gefällt es mir auch. Mit meinem Wägelchen“, so nennt sie den Rollator, „drehe ich jeden Tag meine Runden durch den Garten.“ Als Hausmittel gegen allerlei Wehwehchen schwört sie auf Latschenkiefer. „Das hat mir mein ganzes Leben lang geholfen.“

 

Sie freut  sich auf eine schöne Feier mit ihrer Familie und natürlich auf Tee mit Sahne und Kluntjes.

Geschenk

NWZGlückwünsche

Übergeben am 24.07.2014 um 22:25 Uhr