Alfons Bokern

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09.07.2018
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Angelegt am 09.07.2018
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Alfons Bokern feiert seinen 90. Geburtstag

09.07.2018 um 12:20 Uhr von NWZ

 

Wenn man Alfons Bokern gegenübersitzt und sich mit ihm unterhält, mag man es kaum glauben, dass dieser Mann schon 90 Jahre alt ist. Wenn er erzählt, strahlt er eine unglaubliche geistige Frische aus, humorvoll ist er auch. Aber es ist so. Der Geistliche aus Friesoythe feiert an diesem Montag,

9. Juli, seinen 90. Geburtstag.

 

Im Gespräch mit der NWZ schaut Alfons Bokern auf sein bewegtes Leben zurück. Drei zentrale Punkte hätten sein Leben entscheidend beeinflusst, sagte Bokern, der am 9. Juli 1928 in Kroge-Ehrendorf im Kreis Vechta geboren wurde.

Da wäre zum einen der II. Weltkrieg. „Der Krieg hat meine ganze Jugend und  Schulzeit durcheinander gebracht.“ Er war elf Jahre alt, als der Krieg ausbrach. Im März 1945, also wenige Wochen vor Kriegsende, wurde er als 16-Jähriger eingezogen. In Dänemark geriet er in Gefangenschaft. Da er verwundet war, kam er ins Lazarett. 

 

Im Herbst 1945 durfte er wieder nach Hause. Auch wenn ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, dass er mal Priester werden würde, spürte er gerade in der Gefangenschaft, „dass mir im Krieg der Glaube Lebenskraft gespendet hat“.  Erst nach seinem Abitur im Jahr 1950 kam in ihm der Wunsch auf, Priester zu werden. Es folgte ein Theologiestudium in Freiburg und Münster. 1955 wurde er zum Priester geweiht. Als Kaplan und Vikar  folgten mehrere Stationen – unter anderem in Osterfeine, Bösel, Lindern, Dinklage und Elsfleth.

 

In Dinklage, so erinnert er sich gerne zurück, habe er seine „soziale Ader“ entdeckt. Er war als Schul- und Jugendseelsorger eingesetzt. Und er war aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Acht Jahre war Bokern bereits Priester, da trat das zweite entscheidende Ereignis in sein Leben. Es war das II. Vatikanische Konzil, das von Papst  Johannes XXIII einberufen wurde. „Die Kirche wurde umgekrempelt und frischer Wind wurde hineingelassen. Das war eine echte Befreiung“, sagt der Friesoyther. So wurde zum Beispiel die Liturgie nicht mehr auf  Latein, sondern  in der jeweiligen Landessprache gehalten. Laien konnten sich fortan verstärkt in den Kirchendienst einbringen. Der Altar und somit auch der Priester standen  von da an den Gläubigen während der Messe zu- und nicht mehr abgewandt. „Die Leute waren begeistert. Diese positiven Auswirkungen haben mich unheimlich geprägt“, so Bokern.     

 

1970 wurde er zum Pfarrer in der St.-Johannes-Gemeinde Markhausen ernannt. Er war Anfang der 1970er Jahre der jüngste Pastor im gesamten Dekanat Friesoythe. Die Priestergemeinschaft des Dekanats sprach sich 1974 für Bokern als neuen Dechant aus, was er noch heute als „großes Vertrauen“ empfindet. Der damals 45-Jährige übernahm dieses Amt von Heinrich Hellmann aus Sedelsberg.

 

1977  wechselte er  von Markhausen als Pfarrer zur St.-Marien-Gemeinde Friesoythe. Nach vier Jahren im Dienst folgte das dritte prägende Ereignis. 1981 wurde in Polen das Kriegsrecht ausgerufen, was unglaubliches Leid für die Bürger mit sich brachte. „Die Not der Menschen war sehr groß. Ihnen musste einfach geholfen werden.“ Gemeinsam mit der Friesoyther Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) organisierte und begleitete er Hilfstransporte nach Polen. 20 Fahrten in zehn Jahren. Bis sich die Lage beruhigte. Damit war die Hilfsaktion aber längst nicht beendet.

 

Anfang der 1990er Jahre begann im Baltikum die Freiheitsbewegung. Länder rund um Russland feierten ihre Abhängigkeit. Die wirtschaftlich schwachen Staaten waren aber auf Hilfe von außen angewiesen. Auf Wunsch der Caritas kümmerten sich Bokern und die KAB um Litauen, genauer um das Bistum Kaišiadorys. „Es ist eine echte Freundschaft geworden“, sagt Bokern. 39 Mal war er schon vor Ort. Das letzte Mal vor zwei Jahren. Gut möglich, dass die 40. Reise bald ansteht. Denn beim letzten Besuch hatte sich Bokern eigentlich schon für immer verabschiedet. Eher aus Spaß sagte er, dass er erst wiederkommen würde, wenn sein Freund Algirdas Jurevicius zum Weihbischof von Kaunas ernannt werde. Das ist vor sieben Tagen geschehen.

 

Bis 1992 war Alfons Bokern Dechant. In dieser Zeit war er nicht nur Geistlicher, sondern  auch „Baumeister“. Ob Franziskushaus, neuer Funktionstrakt des Krankenhauses oder Christophorus-Kindergarten, all dies trägt seine Handschrift.

 

1996 hätte er eigentlich in den Ruhestand gehen können. Eigentlich. Denn nach dem plötzlich Tod von Alois Klöpper bot sich für den Friesoyther eine neue seelsorgerische Aufgabe in der Pfarrgemeinde St. Ludger in Neuscharrel an. Es folgten 17 Jahre, in denen er sich mit viel Hingabe um die Neuscharreler Gemeinde kümmerte. Anfang 2014 war es dann aber doch soweit. Alfons Bokern ging im Alter von 85 Jahren in den Ruhestand. Ganz stimmt das aber auch nicht. Denn bis heute ist er  noch sehr gerne im Einsatz.  

 

Jedes Wochenende zelebriert er in der Pfarrei St. Marien ein bis zwei Gottesdienste, unter der Woche ebenfalls. „In meinem Alter darf ich auch ,Nein’ sagen, aber das kommt nicht so oft vor“, erzählt Bokern. Seine Messen bereitet er übrigens noch jedes Mal individuell vor, denn „die Besucher sollen sich ja nicht irgendein Gelaber anhören“. Ihn selbst freut es sehr, dass er noch so im Einsatz ist, denn immer wieder betont er, dass ihm die Begegnung mit Menschen Zeit seines Lebens extrem wichtig sei.

 

Und so freut es ihn auch, dass er seinen 90. Geburtstag in Gemeinschaft feiern wird. Zunächst mit seiner  Familie, mit der er immer sehr eng verbunden sei. Ihm zu Ehren kommen an diesem Montag alle im Kreis Vechta zusammen. Es folgt eine Feier mit seinen geistlichen Brüdern in Friesoythe ehe am 18. Juli eine Feier mit weiteren Freunden ansteht.

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NWZGlückwünsche

Übergeben am 09.07.2018 um 12:11 Uhr