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Viktor Fritzler

12.04.2012
Erstellt von Nordwest Zeitung
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12.04.2012 um 22:24 Uhr von Nordwest
Foto 1 für Viktor Fritzler

Von Friedenberg über Kasachstan nach Wildeshausen

12.04.2012 um 22:20 Uhr von Nordwest

Viktor Fritzler blickt auf 80 Lebensjahre zurück – Gratulation vom Bürgermeister

Wenn man Viktor Fritzler nach seiner Heimat fragt, muss er lange überlegen. Dann kommt die bedächtige Antwort: „Wer zweimal umgesiedelt ist, hat keine Heimat, aber hier, wo ich jetzt bin, fühle ich mich wohl.“ „Hier“ ist seit 1997 Wildeshausen, und hier hat er am Donnerstag auch seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Geboren wurde Viktor Fritzler am 12. April 1932 im russischen Friedenberg an der Wolga. „Meine Eltern waren Deutsche, und so wurde unsere Familie 1941 – nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion – ins asiatische Kasachstan zwangsumgesiedelt“, erinnert sich der Jubilar. Innerhalb von 24 Stunden musste alles geräumt sein. Der Vater wurde verhaftet, die Mutter stand alleine mit fünf Kindern da. Viktor mit seinen damals neun Jahren musste früh Verantwortung übernehmen. Er kümmerte sich um seine Geschwister und verdiente den kargen Lebensunterhalt als Landarbeiter. Zeit für die Schule blieb da nicht: Der Jubilar, der fließend Deutsch und Russisch in verschiedenen Dialekten spricht, ist bis heute Analphabet.

1952 heiratete Viktor Fritzler seine erste Frau Maria, mit der er zwei Söhne und eine Tochter bekam. Nach Marias Tod 1993 heiratete er zum zweiten Mal. „Mit Raissa bin ich sehr glücklich“, betont der Jubilar. Mit ihr wagte er 1997 den zweiten großen Umzug in seinem Leben: aber diesmal aus freien Stücken und in die alte Heimat der Eltern. Auch zwei der Kinder wohnen inzwischen in Deutschland: ein Sohn in Düsseldorf, die Tochter in München. Der zweite Sohn blieb lieber in Russland. „Er ist taubstumm, müsste hier neu die deutsche Gebärdensprache lernen und bleibt deshalb mit seiner Familie lieber im vertrauten Umfeld“, erzählt Fritzler, der sechs Enkel und acht Urenkel hat.

„Viktor ist ein Optimist, der sein Rentnerleben genießt und handwerklich sehr geschickt ist“, sagt Nachbarin Alina Zamoshchyna. Bei Lidl an der Kasse hat die Verkäuferin das Ehepaar aus der Nachbarschaft kennengelernt. „Seitdem hilft sie uns im Alltag und macht uns das Leben hier noch angenehmer“, freut sich Fritzler.

Vielleicht ist er nach langer Reise doch endlich angekommen. Heimat ist da, wo man sich wohl fühlt.

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Übergeben am 12.04.2012 um 22:17 Uhr