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Zum 90. Mal ein doppelter Grund zum Feiern
30.04.2013 um 11:26 Uhr von NordwestZwillingsschwestern Johanne Renken und Margarethe Lübbers feiern 90. Geburtstag
Fast neun Jahrzehnte her: Margarete (links) und Johanne im Alter von drei Jahren.
Specken/Edewecht:
Die Zwillingsschwestern Johanne Renken aus Specken und Margarethe Lübbers (Rufname Grete), Edewecht, feiern diesen Donnerstag ihren 90. Geburtstag. Die beiden Jubilare erfreuen sich zufriedenstellender Gesundheit, führen jede für sich noch ihren eigenen Haushalt und stehen bis heute dem Neuen in der Welt aufgeschlossen und neugierig gegenüber.
Johanne und Grete wurden 1923 vor der Idylle ihres elterlichen Bauernhofes in Edewecht in eine unruhige Welt hineingeboren. Die Weimarer Republik hatte unter den Lasten des 1. Weltkriegs zu leiden, und auf der anderen Seite machte sich der Nationalsozialismus in Deutschland breit. Dennoch erlebten die beiden zunächst eine geradezu paradiesische Kindheit. Durch „Heinjes Busch“ ging es zur Schule, wo Lehrer Poppe fast regelmäßig Ausschau hielt, weil „Gerd mit siene Beiden“ – der Nachbarsjunge hielt an der einen Hand Grete, an der anderen Johanne – fast regelmäßig zu spät kam.
Hausaufgaben machten die drei gleich auf dem Heimweg im Busch.
Die vom Krieg geprägte Generation – als Grete und Johanne 18 Jahre alt wurden, war Edewecht in den letzten Kämpfen des 2. Weltkrieges unter dem Bombardement der Alliierten zum größten Teil in Schutt und Asche gelegt worden – hat aber auch maßgeblich das Wirtschaftswunder Deutschland wahr werden lassen. Während Grete nach der Schulzeit die Haushaltsschule in Delmenhorst besuchte und danach eine Ausbildung als Wirtschafterin in Grabstede abschloss, begann Johanne eine Ausbildung zur Kassengehilfin bei der Edewechter Gemeindeverwaltung.
Es war das Jahr 1951, als Grete nach Howiek auf einen großen Bauernhof ging, wo sie unter anderem einen Haushalt mit elf Personen zu versorgen hatte und auf dem sie 40 Jahre tätig war. Nach dem Tod des Hofbesitzers kehrte sie nach Edewecht zurück und baute sich – eingebettet in eine herrliche ammersche Landschaft auf dem elterlichen Hof – für ihren Lebensabend „ihr Wolkenkuckucksnest“.
Ebenfalls 1951 heiratete Johanne nach Specken, wo sie sich mit ihrem Mann ein Haus baute. Die zeitliche Duplizität – bei Zwillingen bekanntlich nicht selten – setzte sich fort: Im Jahr 1992 verloren beide ihre Lebenspartner und meistern seitdem ihr Leben allein. Allein? Nicht bei Zwillingen: „Ich will erst mit Hanne/Grete schnacken“, ist zwischen ihnen ein geflügeltes Wort, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen waren und sind. Und jeden Sonntag – Ausnahmen Eisregen oder Schneeverwehungen – verbringen die beiden mit Kochen und Essen zusammen. Und der Gesprächsstoff ist auch noch nie ausgegangen.
Heute werden die beiden nicht im Garten stehen, auch nicht an der Nähmaschine sitzen, und die Eichhörnchen und Meisen in Edewecht müssen heute vielleicht etwas länger aufs tägliche Futter warten: Im Kreise von Freunden, Nachbarn und Verwandten werden Grete und Johanne ihren besonderen Ehrentag begehen.
