Gustav Brunken

Gustav Brunken

18.05.2012
Erstellt von Nordwest Zeitung
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Geschenk

NWZGlückwünsche

Übergeben am 18.05.2012 um 22:38 Uhr

„Nützt nichts, das Leben geht weiter“

18.05.2012 um 20:41 Uhr von Nordwest

Gustav Brunken aus Bockhorn wird an diesem Freitag 100 Jahre alt – Barfuß zur Schule

Zu Kaisers Zeiten geboren: Viel hat er gearbeitet, aber die fröhliche Geselligkeit ist ihm bis heute wichtig.

KAI HIPPEN

„Denkt di bloß an“: Gustav Brunken scheint selbst erstaunt über diesen Tag: Der Bockhorner wird an diesem Freitag 100 Jahre alt. Und bis heute ist er geistig rege, verfolgt genau die politischen Entwicklungen als großer Freund der Sozialdemokratie und liest jeden Tag die NWZ. Am 18. Mai 1912, also noch zu Kaisers Zeiten, wurde Gustav Brunken als eins von zehn Kindern geboren. 1918, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde er eingeschult: „Im Sommer gingen wir barfuß, im Winter mit Holzschuhen zur Schule“, erinnert er sich.

Eigentlich wollte er Maurer werden, es fand sich keine Stelle, also fing er beim Landwirt Franz Sagemüller an zu arbeiten. Später wechselte er zum Bauunternehmer Johann Brunken und war unter anderem bei der Errichtung des Lagers Friedrichsfeld tätig. 1939 heiratete Gustav Brunken seine Helene, aus der Ehe sollten später drei Kinder, Rainer, Eckhard und Heide, sechs Enkel, elf Urenkel und bis heute ein Ururenkel kommen. Bis zum Tod seiner Frau war Gustav Brunken 66 Jahre verheiratet: „Die Eiserne Hochzeit haben wir noch gefeiert“.

Aber kurz nach der eigentlichen Hochzeit wurde Brunken eingezogen, am 22. Februar 1940 begann auch für ihn der Zweite Weltkrieg. Er war in Russland im Einsatz, auf dem Balkan und in Frankreich. Bis auf erfrorene Füße im russischen Winter „kam ich ganz gut durch die Zeit“, meint er. In Wetzlar geriet er am Schluss in Kriegsgefangenschaft.

Wieder zu Hause in Bockhorn, zog Gustav Brunken zu seiner Frau in deren Elternhaus: Hübeners Gasthof an der Eichenstraße. Da wohnt er auch heute noch. Aus moderner Sicht waren es damals keine einfachen Verhältnisse: Das Plumpsklo zwischen den Schweinekoben: „Da tanzten die Ratten“, erzählt Brunken. Unten Kneipe, daneben unter einem Dach der Viehstall. Brunken arbeitete wieder beim Bauunternehmer, doch der Lohn reichte nicht, also musste die kleine Landwirtschaft helfen. Ein normales Schicksal nach dem Krieg.

Später wechselte Gustav Brunken zu Melitta in Rahling, 14 Jahre arbeitete er da bis zu seiner Pensionierung. Aktiv war er immer, noch mit 80 Jahren pflegte er die Tennisplätze in Zetel, erledigte für Erich Strodthoff Gartenarbeiten, fuhr mit 99 Jahren noch Fahrrad. Die Gartenarbeit war sein Hobby, er pflanzte Kartoffeln an, jede freie Minute war er draußen. Gustav Brunken liebt den Klönschnack an der Straße, das macht er immer noch gerne: „Wir hatten viel Spaß auf der Nachbarschaft.“ Seit Jahren ist er eine Art Ehrengast beim Bockhorner Marktumzug, von Moderator Peter Wegener, einem Freund der Familie, herzlich an der Lange Straße begrüßt.

Mit 100 Jahren ist man weise geworden. Gustav Brunken: „Gegen den Tod sehe ich nicht an, der bringt einen dahin, wo man hingehört. Nützt nichts, das Leben geht weiter.“