Elisabeth  Thaden

Elisabeth Thaden

08.03.2016
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Angelegt am 08.03.2016
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In Notzeiten gutes Herz bewiesen

08.03.2016 um 22:54 Uhr von Nordwest


Elisabeth Thaden feiert 95. Geburtstag – Lebensfroh und liebenswert


Elisabeth Thaden hat es nie an Arbeit gemangelt. Ihre Mitmenschen hat sie stets freundlich und gütig behandelt.


„Das Leben in einfachen Verhältnissen in Ruhe genießen.“ Diesem Motto folgt Elisabeth Thaden auch noch an ihrem 95. Geburtstag an diesem 8. März. Seit 30 Jahren lebt sie glücklich und zufrieden in einem kleinen Holzhaus hinter dem Deich im St. Joostergroden. Es ist ein fröhliches Haus, so wie sie es sich damals als Alterssitz gewünscht hatte.


Aufgewachsen in Sillens in Butjadingen auf einem Hof, gründete sie 1937 die Landjugendorganisation, die 1942 verboten wurde. In Königsberg absolvierte sie eine land- und hauswirtschaftliche Berufsausbildung. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden – das verhinderte der Krieg. So besuchte Elisabeth Thaden eine Webschule und wurde Landjugendberaterin in Oldenburg. So lernte sie ihren späteren Mann Edzard Thaden kennen. Der musste sie mehrmals bitten, ihn zu heiraten.


Am 1. Februar 1943 kam sie schließlich auf den Hof ihrer Schwiegereltern: „An meinen Mann musste ich mich erst gewöhnen, aber meine Schwiegereltern mochte ich sofort“, erzählt sie.
Sie übernahm im Krieg Verantwortung und führte den Hof lange allein, weil ihr Mann Soldat war. Dabei bewies sie ein gutes Herz: Menschen anderer Nationen bezeichnet sie früher wie heute als „Menschen wie wir auch“. So nahm sie nach dem Zweiten Weltkrieg viele Flüchtlinge auf ihrem Hof auf. „Das rechne ich meinem Mann bis heute hoch an, dass er alles so akzeptiert hat“, sagt sie.


Bis 1961 nahm sie immer wieder Menschen auf und dabei fiel es ihr nicht schwer, „so gut es geht für alle zu sorgen“. Da stets weit mehr als 20 Personen auf dem Hof lebten wurde es nie langweilig, erinnert sich die lebensfrohe Frau: „Wir hatten immer Musik, da mein Mann ein Organisten-Examen besaß.“ Auch ihr Mann sei ein fröhlicher Mensch gewesen, der immer „viel Quatsch gemacht“ hat und zudem Pionier war: Schon 1952 baute er eine Windkraftanlage – so hatte der Hof Strom.


An Aufgaben mangelte es Elisabeth Thaden nie – neben den vier Söhnen und einer Tochter, die sie zu versorgen hatte: Schon immer von Tanz und Gymnastik begeistert, leitete sie eine Gymnastikgruppe, bildete auf ihrem Hof Kinderpflegerinnen und Hauswirtschafterinnen aus, eröffnete eine Bibliothek in Hooksiel, die nach fünf Jahren einen Bestand von 5000 Büchern aufwies und wurde 1965 in Sengwarden Volksschullehrerin. Dort richtete sie eine Vorklasse – eine Kindertagesstätte – ein.


Auch Plattdeutsch führte sie als Fach ein. „Bei mir konnten alle Kinder vernünftig lesen und schreiben“, betont die Pädagogin: Sie orientierte sich an den Montessori-Konzepten, in denen Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund steht. „Die Würde eines Kindes habe ich nie verletzt“, betont sie. Was sie ärgert, ist, dass es heute wieder eine hohe Analphabeten-Rate gibt.


Als ihr Mann an Krebs erkrankte, hörte sie sofort auf, als Lehrerin zu arbeiten, denn „die Kinder hatten Anspruch auf eine fröhliche Lehrerin“. Wichtig für sie: „Immer wenn es ernst wurde, habe ich gelernt, menschlich zu handeln.“


1982 starb ihr Mann, Elisabeth Thaden ließ sich dann das Holzhaus auf dem Hofgelände bauen, in dem sie bis heute lebt.
Auch nach ihrem Ruhestand durfte sie noch vieles erleben – zum Beispiel eine Studienreise nach Amerika und Hawaii. „Ich bin dankbar für meine Freiheit“, sagt sie. Ihre Gutmütigkeit zeigt auch ein Kommentar ihres früheren Bankberaters, der einmal zu ihr sagte, sie verschenke zu viel und deshalb für sie ein Sparkonto anlegte. So konnte sich sich später Reisen leisten.


2005 erlebte Elisbeth Thaden mit, wie ihr Enkel den besten Hengst Deutschlands züchtete und auch sie züchtete durchaus erfolgreich Pferde und sammelte Erfahrungen, als sie in den USA Farmen besichtigte.


Am heutigen Mittwoch feiert sie ihren 95. Geburtstag mit allen, die da sind. Am 19. März kommt dann die gesamte Familie. Auch wenn ihre Tür immer offensteht: „Um drei gibt es Tee und wer da ist, der bekommt auch was!“


Trotz ihres Oberschenkelbruchs im vergangenem Jahr steht sie schon wieder sicher auf den Beinen. Die Zeit im Krankenhaus beschreibt sie positiver als manch anderer: „Alle haben sich gekümmert, das war auch mal ganz schön – wie Urlaub.“ Umso mehr ärgert sie, wenn Schlechtes berichtet wird: „Was gut ist, darüber wird nicht gesprochen.“


Nach ihrem Ehrentag geht es auch wieder ganz normal weiter, erzählt sie: „Früh lese ich erst einmal die NWZ?, das mache ich schon immer so. Danach interessiere ich mich eigentlich so für alles, was es gibt und lese immer weiter“, erklärt sie ihren Tagesablauf.

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Übergeben am 08.03.2016 um 22:50 Uhr