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NWZGlückwünsche
Im Brezelkäfer die Welt erkundet
23.05.2014 um 19:44 Uhr von NordwestCharlotte Kujaw vollendet am Sonntag das 100. Lebensjahr
Die Jubilarin wohnt im eigenen Haus. Am Sonntag wird im Familienkreis gefeiert.
„Zuhause ist es doch am schönsten“, meinte Charlotte Kujaw, die in den vergangenen 100 Jahren viel von der Welt gesehen hat. „Nur Schweden fehlt noch, aber da komm ich wohl nicht mehr hin.“ Am 25. April 1914 wurde Sophie Charlotte Metta in Delmenhorst geboren. Schon früh, im Alter von elf Jahren, verlor sie ihre Mutter.
Kochen, Kunst und Geschichte lernte das wissbegierige Mädchen dann im Bremer Frauen- und Ausbildungsverein. Mit diesem Wissen arbeitete sie eine Zeitlang als Kindergärtnerin in Ahlhorn. Schon als sie die Bürgerschule besuchte, lernte sie ihren späteren Mann Franz Kujaw kennen. 1937 wurde geheiratet und die junge Familie zog nach Westerstede. Dort wurden eine Tochter und zwei Söhne geboren. Besonders schlimm waren die Kriegsjahre, als der Ehemann eingezogen war. „Damals habe ich Glück gehabt, die Nachbarn haben geholfen, als ich allein war“, denkt die rüstige Seniorin zurück. Schwierig waren dann die Aufbaujahre nach dem Krieg.
Glücklicherweise hatte das Haus einen großen Garten, so konnte vieles zur Selbstversorgung angebaut werden. „Manchmal hab ich die vielen Früchte bei einem Händler gegen Zucker getauscht“, erinnert sie sich. Franz, der mittlerweile Lehrer geworden war, ging als Austauschlehrer einige Jahre nach Amerika. „Und hat dort ordentlich Geld verdient, so konnte er sich nach der Rückkehr 1954 seinen Traum, einen gebrauchten Brezelkäfer erfüllen.“ Mit dem dunkelblauen Gefährt fing die Familie an die Welt zu erkunden, erst Deutschland und später auch die Nachbarländer.
1958 wird der Familienvater Schulleiter in Varel und die Familie bezieht eines der ersten Häuser im damaligen Neubaugebiet beim Wasserturm, in dem die Witwe auch heute noch wohnt. Der schwimmbegeisterten Mutter gefiel das nahegelegene Freibad. „Oft bin ich schon vor dem Frühstück schwimmen gegangen“, erzählt sie. Auch hier haben die Nachbarn zusammengehalten und zusammen gefeiert, vor allem an die selbstgemachte Waldmeisterbowle erinnert sich Charlotte Kujaw.
Und immer wieder standen Reisen auf dem Programm, oft mit Museumsbesuchen verbunden. Noch heute schwärmt die 100jährige von der Eremitage in Petersburg oder von der Hirschsprungske Sammlung in Kopenhagen. „Alles in allem hab ich ein schönes Leben, mit mehr Freud als Leid“, resümiert Charlotte Kujaw.
Morgen wird ganz groß gefeiert, mit den drei Kindern, vier Enkeln und zwei Urenkeln. „Sogar der Bürgermeister hat sich angekündigt, obwohl der doch sicherlich ganz aufgeregt wegen der Wahl ist“, freut sie sich.