Frieda Breyer

Oldenburg-Eversten -  100 Jahre alt werden – für viele ein Traum, doch nur wenige Menschen erreichen dieses beeindruckende Alter auch tatsächlich. Frieda Breyer ist eine davon und feiert an diesem Samstag ihren 100. Geburtstag. Über die Frage, ob sie selbst damit gerechnet hat, muss sie lachen und antwortet: „Nein, auf keinen Fall. Gerade in meinen mittleren Lebensjahren ging es mir sehr schlecht. Aber das Schicksal hat es wohl einfach gut mit mir gemeint. Dass ich diesen Geburtstag feiern kann, empfinde ich als großes Geschenk.“

Geboren wurde die Jubilarin am 22. Juni 1919 in Lützkendorf in Sachsen-Anhalt. Ihre Mutter und ihre Schwester starben früh. 1937 büxte sie von zu Hause aus und ging nach Berlin, wo sie eine Schwesternschule besuchte.

Ihre schönsten Erinnerungen verbindet sie mit der Familie. An die Geburt ihrer Kinder und ihrer Enkelin, aber auch an den Tag, als sie ihren Mann kennenlernte, erinnert sie sich gern zurück. Auf dem Weg zu ihrem Elternhaus in Lützkendorf bemerkte sie, dass ihre Frisur sich gelockert hatte und Strähnen heraushingen.
Glücklicherweise traf sie aber einen Nachbarn vor dessen Haus und fragte, ob sie ihr Haar drinnen kurz richten dürfe. Im Wohnzimmer traf sie ihren zukünftigen Ehemann Gerhard, den sie als sehr liebenswerten Lebensgefährten in Erinnerung hat. 1939 heiratete die beiden und gründeten eine Familie. Tochter Gudrun kam 1942 zur Welt, Sohn Volker 1946.

Nach dem gescheiterten Volksaufstand 1953 flohen sie aus Berlin, weil sie nicht der SED beitreten und mit den damit verbundenen Einschränkungen leben wollten. „Das war sehr schlimm für mich“, erzählt Frieda Breyer, „wir mussten alles stehen und liegen lassen.“ Danach lebte die Familie erst in Schleswig-Holstein, später dann in Dissen am Teutoburger Wald. Nachdem ihr Mann 1968 plötzlich und unerwartet verstarb, zog sie zu ihrer Tochter Gudrun nach Oldenburg. Seit 1970 lebt sie nun hier und immer noch in ihrer eigenen Wohnung. Die folgenden Jahre hat sie vor allem mit Reisen, Radfahren, Sprachkursen und der Familie verbracht. Als dann vor drei Jahren ihr Sohn verstarb, war das sehr schwer für sie. Trotzdem hat sie auch danach ihren Lebensmut nicht verloren, ihr Leben weiterhin in vollen Zügen genossen und sich nie ihrer positiven Art berauben lassen.

Das wichtigste in ihrem Leben war und ist immer die Familie. Für sie sind Familienzusammenhalt und Gesundheit „die Bausteine des Glücks“. Gerade in schwierigen Zeiten sei der Rückhalt durch die Familie das A und O. Doch auch Freunde spielten immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben.

Wenn sie also einen Rat für ein langes, gesundes Leben hat, dann sind das verlässliche Freundschaften und ein harmonisches Familienleben, bei dem alle füreinander da sind. „Und jeden Tag spazieren gehen, ganz egal bei welchem Wetter“, fügt sie dann noch lachend hinzu.

Auch heute noch ist sie ein genauso lebensfroher und neugieriger Mensch wie eh und je. Sie lebt noch alleine in ihrer Wohnung, wird aber auch durch ihre Tochter im Alltag unterstützt. Neben den täglichen gemeinsamen Spaziergängen lässt sie sich gerne vorlesen und auch auf Feiern kann man sie noch antreffen und den einen oder anderen Eierlikör mit ihr trinken. Auf dem letzten Geburtstag ihrer Enkelin Pia hielt sie am längsten durch: bis nachts um halb vier! „Man muss die Zeit, die man hat, ja auch auskosten“, weiß Frieda Breyer.

Für die Zukunft wünscht sie sich vor allem, dass ihre Tochter und ihre Enkelin immer gesund bleiben und ein genauso erfülltes Leben führen können wie sie selbst.